Hauptpunkte
«COVID-Zunge» beschreibt eine rätselhafte Sammlung von Symptomen, die die Zunge und den gesamten Mundraum betreffen und im Zusammenhang mit einer COVID-19-Infektion stehen.
Zu den Symptomen zählen Schwellungen und Entzündungen der Zunge, Geschwüre sowie ein Verlust oder eine Veränderung des Geschmackssinns. Die genauen Ursachen dieser Erscheinungen sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass sie auf virale Schäden, eine überaktive Immunreaktion, Thrombosen oder durch COVID-19 ausgelöste Pilzinfektionen bzw. Nebenwirkungen von Medikamenten zurückzuführen sind.
Gesundheitsfachkräfte sollten COVID-19-bedingte orale Läsionen individuell behandeln und sich auf das Management der Symptome konzentrieren. Dies kann Maßnahmen wie die Anleitung zur Mundhygiene, Chlorhexidinspülungen, entzündungshemmende Medikamente, Antimykotika und antivirale Medikamente umfassen.
Die «COVID-Zunge» ist eine mysteriöse, aber zunehmend anerkannte Manifestation der COVID-19-Infektion, die weltweit das Interesse von Gesundheitsfachkräften geweckt hat.
Da der Mundraum bisher ein weitgehend unerforschtes Gebiet in der COVID-19-Forschung darstellt, haben Fachkräfte verschiedene Strategien entwickelt, um die COVID-Zunge zu behandeln. Dazu gehören entzündungshemmende und antivirale Medikamente, Chlorhexidinspülungen, Antimykotika und die symptomatische Behandlung.

Ursprung der COVID-Zunge
Der Begriff «COVID-Zunge» wurde erstmals 2021 verwendet, als der britische Professor für genetische Epidemiologie Tim Spector, MD, in einem Tweet auf die Häufigkeit von Veränderungen an der Zunge wie weißen Flecken, Erosionen und Geschwüren bei COVID-19-Patienten aufmerksam machte.
Diese Informationen stammen aus einer Studie, die von Zoe Health veröffentlicht wurde und die COVID-19-Symptome seit März 2020 verfolgt. Der Begriff verbreitete sich schnell und wurde allgemein gebräuchlich.
Unklare Häufigkeit
Die genaue Häufigkeit von COVID-19-assoziierten Zungenläsionen ist noch ungewiss. Eine Studie aus dem Jahr 2021, veröffentlicht in Actas Dermo-Sifiliográficas, fand heraus, dass bis zu 11,5 % der hospitalisierten COVID-19-Patienten solche Symptome aufwiesen. Mit der fortlaufenden globalen Forschung werden jedoch genauere Daten zur Prävalenz dieses Phänomens erwartet.
Klinische Merkmale
Zu den im Zoe Health Report genannten Anzeichen und Symptomen der COVID-Zunge gehören:
- Zungenschwellung (Makroglossie)
- Entzündung der Zunge (Glossitis)
- Entzündung der Zungenpapillen (linguale Papillitis)
- Zungenschmerzen
- Verlust der Zungenpapillen, wodurch glatte, rote, fleckige Oberflächen auf der Zunge entstehen (geografische Zunge)
- Aphthöse Geschwüre und Herpesbläschen
- Schwarze Haarzunge
- Petechiale und hämorrhagische Flecken
- Verlust oder Veränderung des Geschmackssinns (Ageusie und Dysgeusie)
- Trockenheit der Zunge
Obwohl diese Symptome bei COVID-19-Patienten häufig auftreten, können sie auch durch verschiedene andere Ursachen ausgelöst werden, darunter virale, bakterielle oder Pilzinfektionen, mangelnde Mundhygiene und der Einsatz von Antibiotika.
Aufgrund dieser Mehrdeutigkeit listet die CDC Zungenläsionen nicht als spezifische Symptome von COVID-19.
Pathogenesetheorien
Die zugrunde liegende Pathogenese der COVID-bedingten Zungensymptome ist weitgehend unklar, wobei mehrere Hypothesen aufgestellt wurden. Einige Experten vermuten, dass die Fülle an ACE2-Rezeptoren in der Zunge einen viralen Eintritt und eine entzündliche Reaktion begünstigen könnte, wie in der Zeitschrift Oral Surgery, Oral Medicine, Oral Pathology, Oral Radiology berichtet wurde.
Die Virusbindung an diese Rezeptoren könnte eine Reihe von Ereignissen auslösen, die zu Schwellungen und Entzündungen der Zunge und der Mundschleimhaut führen. Auch könnte die Speicheldrüsenfunktion beeinträchtigt werden, was eine trockene Zunge zur Folge hätte.
Untersuchungen, die in Oral and Maxillofacial Surgery veröffentlicht wurden, legen nahe, dass eine peri-vaskuläre und peri-lymphozytische Infiltration infolge einer überaktiven Immunantwort für die Makroglossie bei der COVID-Zunge verantwortlich sein könnte.
Eine in The American Journal of Surgical Pathology veröffentlichte Studie deutet darauf hin, dass Thrombosen die zugrunde liegende Ursache sein könnten. Durch Gefäßschäden in der Zunge können thrombotische Ereignisse ausgelöst werden, die wiederum zu vaskulären Läsionen und Geschwüren auf der Zunge führen.
Veränderungen in der oralen Mikrobiota, trockener Mund und die verlängerte Unbeweglichkeit der Zunge bei intubierten Patienten werden ebenfalls als potenzielle Mitverursacher betrachtet.
Sekundäre Infektionen
Eine einfachere Erklärung könnte darin bestehen, dass die Auswirkungen von COVID-19 und der zur Behandlung eingesetzten Medikamente auf das Immunsystem das Risiko für sekundäre Pilz- und Virusinfektionen erhöhen.
Die COVID-Zunge könnte auch durch Mundsoor verursacht werden, der durch den Pilz Candida albicans hervorgerufen wird. Ein weiteres Beispiel für eine sekundäre Infektion sind die durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 verursachten Herpesbläschen, die bei COVID-19-Patienten auf der Zunge auftreten.
Diese Zungenkomplikationen könnten jedoch auch nur Zufälle sein. Stress und unzureichende Mundpflege – beides häufige Begleiterscheinungen der COVID-19-Pandemie – könnten diese Symptome verstärken.