Dr. Carlo Brogna und sein Forschungsteam haben in mehreren Studien bemerkenswerte Entdeckungen gemacht, die unser Verständnis von SARS-CoV-2 deutlich erweitern – insbesondere im Zusammenhang mit dem menschlichen Mikrobiom und toxinähnlichen Substanzen im Körper. Toxinähnliche Peptide in Körperflüssigkeiten von COVID-19-Patienten In einer Studie aus dem Jahr 2021 analysierten die Forscher Plasma-, Urin- und Stuhlproben von COVID-19-Patienten mithilfe hochsensibler massenspektrometrischer Verfahren. Dabei entdeckten sie Peptide, die strukturelle Ähnlichkeiten mit bekannten tierischen Giften wie Conotoxinen oder Phospholipasen aufwiesen. Auffällig war, dass diese Peptide ausschließlich in Proben von COVID-19-Patienten vorkamen – in keiner der Kontrollproben gesunder Personen wurden sie gefunden. Diese Entdeckung legt nahe, dass das Virus möglicherweise über bisher unbekannte Mechanismen neurologische oder systemische Symptome verursachen kann. Symptome wie Geruchs- und Geschmacksverlust oder sogar syndromähnliche Erscheinungen wie beim Guillain-Barré-Syndrom könnten teilweise durch diese Peptide mitverursacht werden. SARS-CoV-2 in Darmbakterien nachgewiesen In einer späteren Untersuchung berichteten Brogna und sein Team über den erstmaligen Nachweis von SARS-CoV-2 innerhalb von Darmbakterien. Die Studie bezog sich auf eine asymptomatische Familie mit einem Kind, bei der mittels Elektronenmikroskopie und Immunfluoreszenz virale Partikel direkt in bakteriellen Zellen identifiziert wurden. Dies führte zu der Hypothese, dass SARS-CoV-2 ein bisher unbekanntes, bakterienähnliches Verhalten zeigen könnte – ähnlich einem Bakteriophagen. Das würde bedeuten, dass sich das Virus auch in Darmbakterien vermehren kann. Diese Entdeckung könnte erklären, warum das Virus in manchen Fällen lange im Körper verbleibt und möglicherweise über den Darm persistiert. Neue Perspektiven für Diagnose und Therapie Die Erkenntnisse von Brogna und seinem Team bieten neue Ansätze für die klinische Praxis. So könnten Stuhlproben als ergänzende diagnostische Maßnahme genutzt werden – besonders dann, wenn Nasen-Rachen-Abstriche negativ ausfallen, aber dennoch ein Verdacht auf COVID-19 besteht. Darüber hinaus könnten therapeutische Strategien entwickelt werden, die gezielt das Mikrobiom beeinflussen. Denkbar wäre der gezielte Einsatz von Probiotika oder bestimmten Antibiotika, um die bakterielle Umgebung im Darm so zu verändern, dass eine Virusvermehrung erschwert wird. Fazit Die Arbeiten von Dr. Carlo Brogna zeigen eindrucksvoll, dass SARS-CoV-2 weit über die Atemwege hinaus wirkt. Die Entdeckung von toxinähnlichen Peptiden und der Nachweis des Virus in Darmbakterien legen nahe, dass COVID-19 komplexe systemische Prozesse auslöst, die weitreichende Konsequenzen für Diagnostik und Therapie haben könnten. Weitere Forschung ist notwendig, um diese Mechanismen vollständig zu verstehen und therapeutisch nutzbar zu machen.